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  • Ninotschka - sema

    2006.11.12 03:38

    석찬일 조회 수:2274 추천:18





    Ob man die Schlusspointe der neuen Musical-Produktion des Kieler Opernhauses nun als verunglückt oder doch als gelungen empfunden hat, daran schieden sich bei der Premiere die Geister. Garantiert waren vorher aber zwei Stunden glänzender Unterhaltung. Zusammen mit hochkarätigen Gästen sorgten Opernensemble und -chor, das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Simon Rekers, das Ballett und ein stilsicheres künstlerisches Leitungsteam für strahlende Gesichter im nicht ganz vollbesetzten Opernhaus.

    Anzeige Paris, für die Sowjetkommissarin Ninotschka ein Ort himmelschreiender Dekadenz! Hierhin wird sie aus einem freudlos ernsten Moskau geschickt, um den Komponisten Boroff wieder nach Russland zu bringen. An dieser Aufgabe sind vor ihr schon die drei Agenten Bibinski, Ivanov und Brankov gescheitert, vielmehr, sie haben die Erledigung etwas auf die lange Bank geschoben, weil der Aufenthalt im "funkelnden Auge des Klassenfeindes" ihnen gar so gut gefällt. Hierbei hat auch Boroffs Agent Steven Canfield seine Hand im Spiel, der nun auch Ninotschka vom Klassenkampf abzubringen versucht. Zunächst ist das erste Ziel seiner Bemühungen, Boroff die Musik für den neuen Film des Starlets Janice Dayton schreiben zu lassen, aber die Lichterstadt Paris und der Spiegel der Seine tun das ihrige, Ninotschka und Canfield verlieben sich. Am Ende muss Ninotschka bekennen: "Diese Stadt hat mich verführt!"

    Regisseur Christian von Götz setzt das Musical von Cole Porter vor den Hintergrund der drohenden Invasion Frankreichs im Mai 1940 und sorgt so für bittersüße Nuancen. Beeindruckend, wie elegant und leicht dabei auf der mondän wandlungsfähigen Bühne von Norbert Ziermann die Szenenwechsel und die Einbindung von Chor, Ballett und Statisten gelingen. Die edle Lobby des Hotel Central, der Blick vom kleinen Restaurant auf die glitzernde Stadt, das nächtliche Ufer der Seine, das karge Büro des sowjetischen Kulturkommissars oder ein quietschbuntes Filmset: die Aufführung rückt so an deutlich an das Medium Film heran. Hierbei spielen auch die vielseitigen und treffsicher charakterisierenden Kostüme von Gabriele Jaenicke und die gelungene Choreografie von Stephan Brauer eine große Rolle.

    Neben dem Flair von Paris und Moskau kommt aus dem Orchestergraben ein gehöriger Schuss Broadway mit ins Spiel, der anders als bei den vorangegangenen Musicals den Akzent vom Gesang ein wenig auf den Tanz verlagert. Das Ensemble schlägt sich in beiden Disziplinen prächtig! Stephanie Theiß legt als Hauptdarstellerin eine erstaunliche Wandlung von der verkrampften Politkommissarin zur liebenden Frau hin und tanzt und singt mit Hingabe und großer Stimme. Ihrem Partner Leon van Leeuwenberg nimmt man den amerikanischen Draufgänger leicht ab. Auch ohne Gesang erspielt sich Karl Schmid-Werter als Komponist Boroff, Kulturkommissar Markowitsch und in einigen weiteren Rollen seinen Platz, genauso wie Miriam Blasius als Hotelmanagerin, russische Ballerin oder Reporterin. Die lebensfrohen Russen, Bibinski, Ivanov und Brankov werden von Steffen Doberauer, Markus Dentler und Slaw Koroliuk erfreulich individuell gezeichnet. Ein paar ganz besondere Auftritte hat Katharina Schutza als aufgedonnerter Filmstar Janice, ein wichtiger Gegenpart zur gestärkten Hemdblusen-Erotik der Haupthandlung. Wenn der Kieler Herbst aufs Gemüt schlägt, also ab ins Theater!!
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