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  • ||0||0Kiel - Mit großem Beifall und vielen Bravi ist am Sonnabend die Ausgrabung von Gabriel Duponts „conte heroique“ Antar im Kieler Opernhaus aufgenommen worden. Unter der Leitung von Georg Fritzsch entfalten Chor und Orchester genauso wie die Gesangssolisten den betörend schweren Dunst der Partitur. Die Inszenierung von Johannes Gleim bebildert sie als orientalische Märchenstunde.

    Hoch aufgerichtet auf einem Felsvorsprung lässt der Hirte Antar die grüne Fahne des Islam im Wind flattern. Dass er da bereits tot ist, aufgerieben zwischen Kaaba, Kabale und Liebe, spielt keine Rolle. „Er lebt, er lebt...“, entsetzen sich die Feinde und weichen zurück. Die Idee siegt, nicht der einzelne Mensch und nicht einmal der Held. So pathetisch endet eine opulente Oper in vier Akten, die fast auf die schwarze Liste der orientalischen Opiate gehört. Der früh verstorbene Franzose Gabriel Dupont hatte sie in seinem Todesjahr 1914 in die abgründige Leere des Ersten Weltkriegs hinein geschrieben. Uraufgeführt (1921), weiter gespielt (1924 und 1946), aber schließlich doch vergessen wurde sie in Paris.

    Die Ausgrabung als französisch gesungene Deutsche Erstaufführung, initiiert von Chordirektor David Maiwald und intensiv musikalisch geleitet von Generalmusikdirektor Georg Fritzsch, lohnt sich. Mit einigem chirurgischen Geschick ist die breit auskomponierte Reizüberflutung auf etwas mehr als zweieinhalb Stunden gestrafft worden - Erschöpfungspause inklusive.

    Die Philharmoniker und der atmosphärisch wichtige Chor baden genüsslich in den (immer noch) spätromantischen Spezereien der Musik, die an die französischen Klangfarbenpaletten von Debussy, Widor oder Saint-Saens erinnert und mit Wagners Leitmotivtechnik und
    Parsifal-Harmonik Bezüge zaubert. Zwar gibt es allerlei schwül kreiselnden Leerlauf, Gebrause ohne Ursache, doch immer wieder auch starke Momente - etwa wenn die Hirten erstmals den Namen Mohammed herumraunen, wenn sich die wartende Abla ihren Geliebten Antar herbeihalluziniert, Zobeirs Hinterlist giftgrün in den Tönen schimmert oder der Tod im Orchestervorspiel zum vierten Akt in den schwärzesten Farben gemalt wird.

    Vorn im Parkett stimmt die Balance zwischen übergroßer Orchesterflut und Bühnenstimme; woanders im akustisch leider sehr unterschiedlichen Haus werden diesbezüglich Klagen laut. Wer die Stimmen nicht gut hört, verpasst viel. Susan Gouthro findet einen anrührend mädchenzarten, aber auch wunderbar emotional gesteigerten Tonfall für die von mehreren Seiten begehrte Emir-Tochter Abla. Ihr Retter und Geliebter Antar hat in Daniel Magdal einen Tenorhelden, der zwar mit matten Tönen an den vielen baritonal tiefen Stellen seiner Partie kämpft, aber aufstrahlende Reserven in der Höhe zeigt. Noch wichtiger: Magdal gelingt es zu zeigen, dass Antar zwar unerschrockener Kämpe, gleichzeitig aber auch Lyriker und sympathisch warmherziger Hirte ist.

    Überhaupt darf man dem Komponisten Dupont hoch anrechnen, dass er aus der Holzschnitt-Konstruktion des Textbuches relativ individuelle Stimmtypen geformt hat. Dem Emir Malek, der seine Tochter nicht unter Wert und seine Macht nicht an höhere Ideale verkauft sehen möchte, gibt Kemal Yasar imposante Bass-Würde und einen leicht panischen Unterton. Enrico Marrucci ist sein Einflüsterer Amarat, ein Fiesling mit eher bohrendem als üppigem Bariton. Mit letzterem prunkt dafür Tomohiro Takada: Antars Freund Cheyboub ist für ihn eine französische Traumpartie voller Kavalier-Edelmut. Besonderes Lob gebührt außerdem Fred Hoffmann, der Zobeir mit seinem Charaktertenor auch klanglich zum Furcht erregenden Heckenschützen aufwertet. Über die weise Bass-Wärme von Hans Georg Ahrens (als Alter Hirte) hinaus gefallen auch andere Nebenpartien (Sen Acar, Svenja Liebrecht, Merja Mäkelä, Chien-Chi Lin, Slaw Koroliuk) - schon, weil sie oft mehr exotische Wendungen enthalten als die großen.

    Der Regisseur Johannes Gleim bebildert das Geschehen mit viel Bart, viel Turban (Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer), viel Ali-Baba-Klischee - manchmal bestürzend trivial, zu oft jedenfalls im musealen Operngestus. Abla springt häufig kindisch umher. Der unangepasste Antar hat seinen ersten Auftritt demonstrativ von der falschen Seite und hebt ansonsten beschwörend die Hände. Der Chor schnippelt Salat.

    Das Märchenhafte fließt im Einheitsfelsengewölbe mit Wüstenausblick (Bühne: Daniela Juckel) auf diese Weise jedenfalls wie türkischer Honig in die Ritzen, die man dringend zum Atem schöpfen bräuchte. Vor allem aber mag sich Gleim, der sich ja mit gutem Grund bei einer völlig unbekannten Oper nicht zu einer übergeordneten Interpretation durchringen mag, auch nicht recht für einen Stil zu entscheiden: Eine Videoprojektion hier, eine symbolistische Geisterfigur dort, lebende Schäfchen, olle Säbel und Wasserkanister aus Plastik. So bleibt die Ausgrabung von musikalischem Wert - hoffentlich auch als CD.

    - Christian Strehk, KN -

    Gabriel Dupont: Antar. Opernhaus Kiel. Musikalische Leitung: Georg Fritzsch; Regie: Johannes Gleim. Termine: 15. und 28. Mai (jew. 20 Uhr) sowie 7. Juni (18 Uhr) und 27. Juni (20 Uhr). Einführung jew. 45 Minuten vor Beginn. Karten: 0431 / 901.901. Mitschnitt-Übertragung auf Deutschlandradio Kultur am Sonnabend, 16. Mai.

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