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  • Parsifal

    2005.03.15 17:00

    석찬일 조회 수:2106 추천:32





    Frank Hilbrich inszenierte und Georg Fritzsch dirigierte Richard Wagners "Parsifal" am Kieler Opernhaus

    Hinhören und –sehen lohnt: Am Kieler Opernhaus dirigiert Georg Fritzsch in Wagners Parsifal ein intensiv einstudiertes Gesamtensemble. Und Frank Hilbrich steuert eine von Weihrauch freie, zutiefst menschlich konkrete Inszenierung bei. "Sprich vom Geheimnis nicht geheimnisvoll", lautete einst der gute Rat Goethes.

    Nun hat allerdings Richard Wagner sich in seinem Weltabschieds-"Bühnenweihfestspiel" Parsifal alle Mühe gegeben, es an Geheimniskrämerei nicht fehlen zu lassen. "Wer ist der Gral?", ist eine der berechtigten Fragen, die unbedarft hinzustolpernden Helden, schwitzenden Regisseuren und stirnkrausen Zuschauern rasch in den Sinn kommt. Die Antwort will nicht recht befriedigen: "Das sagt sich nicht; doch, bist du selbst zu ihm erkoren, bleibt dir die Kunde unverloren." Na dann!

    Wagners schwer durchschaubare freie Adaption des uralten Parzival-Stoffes, seine Männerbund-Fantasien inklusive randständig verquerem Frauenbild, die weltreligiöse Melange aus christlicher Karfreitagsschuld und buddhistischer Transzendenz, die Verbeugung vor Schopenhauer, nicht zuletzt die zeitentrückte, im Grunde undramatische Vertonung – all das spaltet die Gemeinde seit 1882 in Freund und viel Feind.

    Im Kieler Opernhaus herrscht seit Sonntag in Sachen Parsifal mehr Klarheit, als man gemeinhin erwarten darf. Das beginnt schon bei der nebelfreien und doch überaus sinnlichen Interpretation durch die gefeierten Kieler Philharmoniker, die unter GMD Georg Fritzsch zu samtweichem Fluss finden und Wagners impressionistische Vorahnungen sanft erstrahlen lassen. Das (bis auf die etwas inhomogenen Blumenmädchen) bemerkenswerte Solistenensemble und die von Jaume Miranda präzise, licht und flexibel studierten Chöre profitieren enorm von den Freiräumen, die Fritzsch in der ja tatsächlich nur selten massiven Partitur ausmacht.

    Dem Regisseur der Kieler Neuinszenierung, Frank Hilbrich, der viele Bravi und nur wenige Buhs entgegennimmt, geht es nicht minder um Aufklärung. Und obwohl er die Handlung, die ja kaum eine ist, aus dem ritterlich "gotischen Spanien" ablöst, um sie mit Hilfe von Gabriele Rupprechts Kostümen bewusst vage in ein "Heute" oder zumindest "erst Gestern" zu holen, bleibt er Wagners Konzept und Regieanweisungen dabei meist en detail treu. Norbert Ziermann hat Hilbrich einen lichten, mit einigem technischen Aufwand bewegten Spielraum geschaffen, der ganz die Konzentration auf die Figuren zulässt, auch wenn der Zwischenvorhang im Finale des Ersten oder das allgemeine Requisitensammeln im Dritten Aufzug keine optimalen szenischen Lösungen darstellen.

    Konzentrieren kann man sich beispielsweise auf Gurnemanz, der einmal nicht als statisch salbadernder Gralsweiser, sondern als herzlich bemühter Hausvater überaus lebendig gestaltet wird. Zumal die gigantische Basspartie von Johann Tilli in allen Textnuancen hoch differenziert ausgeleuchtet wird, selbst wenn seine Stimme an diesem Abend nicht ganz frei schwingt und sich einige Intonationstrübungen einstellen. Seine von Hilbrich initiierte Interaktion mit allerlei Pfadfindern macht selbst den notorisch ermüdenden ersten Aufzug spannend.

    Außerdem ist da ja noch Kundry, die Zentralfigur, die Verwünschte, Angefeindete und Begehrte, an deren mütterlicher Weiblichkeit alle Handlungsfäden hängen. Leandra Overmann singt sie mit starker, gelegentlich zum Akustiksprengenden Schrei überschnappender Resonanz und enormer Bühnenpräsenz. Großartig, wie die Mezzosopranistin sich vor Zerrissenheit wälzt, als Verführerin aufstrahlt, sich in Selbstbezichtigung übt oder gar als ewige Büßerin auf Knien rutscht. Und niemand hebt sie auf.

    Amfortas, König der Anzugträger, ist eines ihrer "Opfer", weil er sie begehrte, ohne sie Wert zu schätzen. Bloßgestellt am Stammtisch von Titurel (imposant: Hans Georg Ahrens), trägt er jetzt seine sexualpsychologische Wunde dort, wo bei Männern zu oft das Hirn hinsackt. Sein Leiden an der eigenen Fehlbarkeit wird aggressiv und schlüssig visualisiert. Jooil Choi steuert die entsprechenden Klagetöne eindrucksvoll bei.

    Amfortas' Gegenspieler, der wegen Unkeuschheit verstoßene Gralsbewerber Klingsor, schickt als hasserfüllte Eunuchen-Karikatur verirrten Schlipsträgern seine Bordstein-Blümchen auf den Hals. Mit charakterstarker Penetranz wird er überaus plastisch von Jörg Sabrowski skandiert.

    Und Parsifal? Wenn der Moment kommt, wo für den selbstgehäkelten Naturburschen die Zeit zum Raum wird, erlebt er seine eilende Sendung als Film, in dem die Probleme und religiösen Heilsversprechen der Welt gerafft vorbeirasen. Der Tenor Lars Cleveman hält für den "reinen Toren" die schönsten Töne des Abends parat, wird den sängerischen Anforderungen der Partie mühelos und unforciert gerecht (nur bei der Textverständlichkeit könnte er zulegen).

    Diesem beseelt lächelnd heimgekehrten Parsifal gelingt es, anstelle von Amfortas erst einmal die rituellen Selbstbetrugsbedürfnisse einer zutiefst kranken Gesellschaft zu befriedigen. Einen neuen, alternativen Weg für die Menschheit hat allerdings auch er nicht zu bieten. Und er verliert Kundry. Denn die zumindest wird vom Tod erlöst. Parsifal aber bleibt allein zurück. Auch das wirkt konsequent: Am Ende will die gern konkret menschliche Kieler Inszenierung Wagners ominöses Verklärungspathos dann doch nicht mittragen. Man soll das Geheimnisvolle ja auch nicht übertreiben.

    Richard Wagner: Parsifal. Regie: Frank Hilbrich; Musikal. Leitung: Georg Fritzsch. Einführungen zur Stoffgeschichte durch Studierende des Literaturwissenschaftlichen Instituts der Uni Kiel jeweils in den Pausen. Termine: Fr, 25. März; Sbd, 16. April; Sbd, 28. Mai; Do, 30. Juni (jeweils 17 Uhr). Karten: Tel. 0431 / 95 0 95 www.theater-kiel.de

    Von Christian Strehk
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