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    2003.11.18 17:00

    석찬일 조회 수:1641 추천:13

    Frank Hilbrichs düstere Analyse von Webers "Freischütz" am Kieler Opernhaus

    Zur Wiedereröffnung des teilrenovierten Kieler Opernhauses hatte am Sonntag mit Carl Maria von Webers romantischer Oper "Der Freischütz" ein besonders populäres Stück Premiere. Während die musikalische Seite der Aufführung große Zustimmung fand, baute sich im Premierenpublikum ein ziemlich breite Unmutsfront gegen Frank Hilbrichs konsequent durchgehaltene psychologisierende Lesart auf.



    Der Mann hat schon während der Ouvertüre verloren, als er sich noch unruhig im Schlaf wälzt. Aufgeschreckt in die Wirklichkeit – seine subjektiv verengte Wahrnehmung der Wirklichkeit vielmehr – begegnet dem von Versagensängsten gepeinigten Max die heillose Welt unserer Tage, eine gnadenlose Leistungsgesellschaft, die sich zu Tode amüsiert und alle paar Tage neue dummdreiste Medien-Idole schnitzt. Weil die Grundwerte von Glaube, Liebe, Hoffnung immer mehr abhanden kommen, die Welt längst entzaubert ist, läuft über der Bühne nicht umsonst die panische Max-Frage "lebt kein Gott" und verkehrt sich in der Endlosschleife in die Antwort: "kein Gott lebt".

    Der Gastregisseur Frank Hilbrich hat dieses trostlose Bild in den romantischen Tiefenschichten der populären Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber entdeckt, dort, wo schon für einen Adorno das Grauen begann, ein "Zauber aus der Frühzeit der entzauberten Welt". Hilbrich ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein, der eine psychologische, ja psychopathologische und gesellschaftskritische Interpretation wagt und wagen darf, weil man sonst Gefahr läuft, das Werk als hübsches Biedermeier-Jägerlatein zu unterschätzen. Für Max, dem ein vorsichtiger Mehrzad Montazeri seine immer noch angeschlagene Tenorstimme leiht, geht es beim Wettschießen um viel mehr als die Braut Agathe und das angehängte Erbe. Es geht um Potenz, Daseinsberechtigung, Selbstwertgefühl.

    Man kann Hilbrich und seinem assoziativ arbeitendem Team einiges vorwerfen: Dass sie Verwirrung stiften, weil sie en detail zu viel wollen; dass sie sich nicht auf Max' Tagesalptraum konzentrieren; auch dass sie undurchsichtig die "Theatersprache" wechseln, mal den Chor stilisiert einfrieren, mal "reales" Ausspielen fordern; oder dass sie ein eindeutiges Lichtkonzept vermissen lassen. Auch wird dem Zuschauer viel Vorwissen abgefordert. Die Vorab-Lektüre des lesenswert zusammengestellten Programmheftes (Chefdramaturg Wolfgang Haendeler) ist daher unbedingt zu empfehlen. Eines aber kann man der Oper Kiel kaum vorwerfen: Die Regie hätte ihre unbequeme Lesart nicht konsequent bis zum bitteren Ende durchgeführt.

    Das bösartige Ganze darf hier nämlich nicht "freudig" schließen. Der Eremit (eindrucksvoll schmierig und geschmeidig: Trond Gudevold), schon eine vom Komponisten reduzierte, selten glaubhafte Figur im Kindschen Libretto, die abrupt alles zum Guten (ver)dreht, bleibt hier ein falscher Autogramm-Prophet der Pop- und Scientology-"Kultur" – so echt wie das Plastik-Furnier auf den abgestorbenen Bäumen in Hugo Gretlers sehr geschickt wandelbarem Einheitsbühnenraum. In dieser fatalen Juke-Box, angefüllt mit bierseligem menschlichem Aggressionspotential unter großkotziger Führung (Simon Pauly als Kilian, Jörg Sabrowski inklusive hohem gis als Ottokar, Ks. Attila Kovács als Kuno) ist es nur ein kleiner Schritt, aus einem dekorierten Gildeschützen einen Amokläufer von Erfurt zu machen. In der Leichenkeller-Wolfsschlucht wird das schon mal durchgespielt. Wer will sich da nicht die Kugel geben?

    Weil die Regie alle Fluchttüren in eine biedermeierliche Kulinarik zuschlägt, hat die Musik es nicht leicht, die Stimmung des bilderrätselnden und oft unangenehm berührten Festpublikums zur Neueröffnung des teilrenovierten Kieler Opernhauses zu heben. Dabei ist es vom ersten Aufschwellen im Orchestergraben an ein Vergnügen, den Philharmonikern und seinem debütierenden Generalmusikdirektor Georg Fritzsch auf ihrem hochemotionalen, mal drängenden, mal gewagt retardierten, immer farbsatten und doch meist sängerfreundlichen Weg durch die reiche Partitur Webers zu folgen. Gleiches gilt für den von Jaume Miranda reich gestuft einstudierten Opern- und Extrachor.

    Während der von Jooil Choi grandios bassbösewichtig gesungene und entsprechend mit Applaus überschüttete Kaspar als verschlagener Verführer eine für den Freischütz typische Charakter-Schablone als Spiegelfigur Agathes bleibt, seine Beweggründe als übergangener Erbe sich allenfalls am silbernen Beinkleid (auch Stein des Anstoßes: die Kostüme von Ines Rastig) festmachen lassen, profitieren die beiden weiblichen Hauptpartien von konzeptionellen Seitensprüngen. Auch Agathe widmet die Regie nämlich eine – vornehmlich sexualpsychologische – Angststudie. Bettina Jensen nutzt sie und ihre wunderbar weich flutende, wenn nötig aber auch kraftvoll metall-legierte Sopranstimme zu einem eindrucksvollen Portrait, serviert besonders die Stimmungsumschwünge in ihren Arien, wunderbar einfühlsam unterfüttert vom Orchester, mit stupender Gestaltungskraft.

    Als unbekümmertes Gegenbild mit federleichtem Unernst, der in den köstlich ironisierten Jungfernkranz-Reigen übernommen wird (adäquat: Ilka von Holtz, Anne Krautwald, Maria Meyer, Cornelia Möhler), brilliert Michaela Ische als Ännchen und kommt beim Applaus fast ein wenig kurz. Dabei entspricht sie als munter zwitschernder Soubretten-Sopran voll dem Zuschnitt der Partie und bezaubert als bodenständige Göre, die den bleischwangeren Wahn-Sinn um sie herum kopfschüttelnd registriert. Im und am Kieler Opernhaus jedenfalls scheiden sich wieder die Geister. Ist das nicht spannend?

    C.M.v.Weber: Der Freischütz. Oper Kiel. Regie: Frank Hilbrich, Bühne: Hugo Gretler; Kostüme: Ines Rastig, Musikalische Leitung: Georg Fritzsch. Termine: 23. November, 5., 7., 21., 26. Dez. Karten: 0431 / 95 0 95 www.theater-kiel.de

    Von Christian Strehk
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