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  • Aber die Zweifel bleiben - Entführung Kritik - KN

    2008.03.09 19:54

    석찬일 조회 수:2039 추천:18



    „Mit Zärtlichkeit und Schmeicheln…“: Blonde (Lesia Mackowycz) hat für den ruppigen Osmin (Thorsten Grümbel) ein paar Ratschläge in Sachen Verführung parat. Foto Struck


    Kiel – „Konstanze ist mir treu, daran ist nicht zu zweifeln.“ Mit Belmontes Feststellung im Finalquartett des zweiten Aufzugs scheinen die Gefühlswelten wieder geordnet. Nun muss nur noch die Flucht aus Bassa Selims Reich tatsächlich gelingen, dann ist das Liebespaar mitsamt Blonde und Pedrillo befreit und glücklich wieder vereint. Nicht so in Dedi Barons Inszenierung von Mozarts Singspiel Die Entführung aus dem Serail für die Kieler Oper. Die Regisseurin hält die innere Spannung an: „Es lebe die Liebe!“ Aber die Zweifel bleiben.
    Die Wüste muss dem spanischen Edelmann Belmonte Furcht einflößen. Wie eine steile Düne steigt eine sandfarbige Fläche an. Bühnenbildner Norbert Ziermann hat darin einen Weg markiert, auf dem seltsame Gestalten schreiten: dunkle Frauen, dann Männer, die vom Gebet zurück sein könnten und sich feierlich die Schuhe anziehen. Sind das Grenzgänger am Rande der feindlichen Zone? Auf der anderen Seite weckt wenigstens eine technoide Kunstpalme Hoffnung. Darunter bastelt der Wächter Osmin an einer Antenne. Später empfängt er damit Signale, die Videobilder ermöglichen. Aber auch er gibt kaum Antworten, löst die Rätsel nicht.
    Die Fremde verursacht Beklemmungen und führt zu Herausforderungen. Die israelische Gastregisseurin Dedi Baron mag da auf Stimmungen aus den politischen Spannungsgebieten ihrer Heimat anspielen. Und so wie der Tenor Johannes An die enormen Anforderungen der Partie achtbar meistert, so stellt sich sein Belmonte den unerwarteten Grenzerfahrungen: mutig wagend, selten erleichtert. Sein Diener Pedrillo arrangiert sich da kommoder. Der Bienenzüchter bin ich ja, tänzelt er furchtlos daher, in der Gestaltung von Steffen Doberauer ein sängerisches Leichtgewicht und ein listig-tapferer Drahtzieher. Indes: Seinem Gegenspieler Osmin scheint er nur mit Mühe gewachsen, denn dem gibt Thorsten Grümbel einen warm ansprechenden, gar nicht finsteren Bass und eine männliche, eben nicht garstige Statur. In ihm steckt auch ein Verführer, wie die kecke Blonde wohl wittert.
    Den Frauen nämlich, so zeigt uns Dedi Baron, öffnet sich in der Gefangenschaft bei Bassa Selim ein ungeahnter Freiraum. Die europäische Kleidung unterscheidet sie deutlich von den Einheimischen (Kostüme: Margret Burneleit), grenzt sie aber nicht aus. Blonde erobert sich das Terrain durch ihre kalkulierten Unverschämtheiten im Flirt mit Osmin – Lesia Mackowycz führt das mit stimmlich lockerer Souveränität vor und stellt das Mädchen damit spielerisch in die Komödientradition der aufgekratzten Kammerzofe. Konstanze hingegen zieht sich in die Melancholie zurück. Dort verfügt die junge Sopranistin Sonja Gornik, obwohl sie nicht mit einem goldglänzenden Timbre ausgestattet ist, über vielerlei Schattierungen: schmerzliche Hingabe, Gefühlsstärke, aber auch Liebessehnsucht. Die könnte sie durchaus auch dem Herrscher Selim widmen, selbst wenn Dirk Schäfer diesem Edelmann eher geduldige Nachsicht denn erotisches Potenzial gibt.
    Dedi Baron rückt die Gefühlschwankungen ihrer Figuren ins Zentrum ihrer Inszenierung und stützt sich dabei auf die musikalische Auffassung von Johannes Willig. Der entscheidet sich, orientiert an der Harnoncourt-Diktion, mit den Kieler Philharmonikern für eindeutige Tempi, peitscht die Janitscharenmusik scharf und schrill, führt energisch die von Dan Pelleg choreografierten und von David Maiwald einstudierten Chöre und gönnt andererseits den Sängern Atem und Zeit. Da bevorzugt er einen gedeckten, farbig fein abgestimmten Klang: stoische, fast quälende Ruhe beispielsweise in der Konstanze-Arie „Traurigkeit ward mir zum Lohne“, Stimmungsschwankungen in der „Martern-Arie“, die plötzlich nicht mehr nur virtuos, sondern tief empfunden klingt, von Bitterkeit durchzogen das Quartett.
    In ihrer ersten Opernregie fordert sich Dedi Baron viel ab: muntere Einfälle für das komische Spiel, geheimnisvolle Zeichen und deutliche Anspielungen in den Videos von Yael Toren, märchenhafte Bilder, magische Momente. Am schönsten aber erfüllt sich ihre Inszenierung, wo sie sich ganz auf Mozarts Musik einlässt und die inneren Erlebnisse über die äußere Handlung stellt. Wird die alte Liebe wieder neu? So fragen sich die Paare bang. Wären die Frauen nicht doch lieber im Morgenland geblieben? Offenbart die Rückkehr in die europäische Heimat wirklich die glücklichsten Aussichten? Ungewissheiten, Zweifel. So öffnet diese Entführung eine Perspektive auf Figaro und Cosi. Dafür hätte der Premierenbeifall mit Bravos und schüchternen Buhs reicher ausfallen dürfen.

    Von Christoph Munk
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