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  • Antonín Dvoráks Oper „Rusalka“ am Theater Kiel
     

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    Musikalisch feinnervig, szenisch plakativ

    Christian Strehk | kn | 13.03.2011
    19:13 Uhr
    aktualisiert: 19:13 Uhr

     

    Kiel - Antonín Dvoráks zauberhafte Fin-de-siècle-Oper „Rusalka“ ist erstmals im Kieler Opernhaus zu sehen. Der stellvertretende Generalmusikdirektor Johannes Willig leitet ein glücklich besetztes Ensemble sensibel durch das „lyrische Märchen“. Und das Regie-Team um Roman Hovenbitzer erdet den Kontrast zwischen Wasser- und Menschenwelt.

     

     

    Ringelreihen und Mummenschanz, Kichereien und Blümchenkranz: So hübsch harmlos geht es zu in der grottigen Provinz, wo noch die guten alten Traditionen gepflegt werden. Wo der Oberpriester Wassermann darüber wacht, dass ihm die Dorfjugend nicht aus dem Ruder läuft. Und wo doch die Sehnsüchte im Stillen unkontrollierbar wuchern – nach mehr, nach erfüllter Liebe und nach großer weiter Welt. Rusalka ist so ein Sehnsuchtsfall. Ekaterina Isachenko beflügelt das Hoffen und Bangen, die lyrische Süße und den schmerzvollen Aufschrei mit ihrer schönen, ausdrucksstarken Sopranstimme mühelos und agiert in der jederzeit emotionsdeutlichen Personenregie Roman Hovenbitzers anmutig.

    Dvoráks geheimnisvoll wassertrüb vielsagendes Seelen-Märchen nach Vorlagen etwa einer „Undine“ (Fouqué) oder „Meerjungfrau“ (Andersen) wird von der Kieler Inszenierung gnadenlos trocken gelegt. Das feuchte Element ist nur noch plätschernde Requisite. Stattdessen wird irdisch plakativ erzählt, Rusalkas vorgezeichneter Weg zur bitteren Enttäuschung überdeutlich ausgestellt.

    Und dass die durchdachte, aber bildästhetisch sehr zwischen Musikantenstadl, TV-Soap und Geisterbahn changierende szenische Konzeption nicht zur totalen Entzauberung der 1901 uraufgeführten Oper führt, ist auch den Philharmonikern zu danken. Der Dirigent Johannes Willig hat mit ihnen eine wunderbar feinnervige Interpretation der wertvollen Partitur erarbeitet: sauber durchgehört, geschmackvoll geschmeidig in den tschechischen Melodielinien, impressionistisch licht in den Farben und rhythmisch bissig in dramatischen Momenten. So ist von einer musikalisch erstklassigen, entsprechend reich beklatschten Kieler Erstaufführung eines Meisterwerks zu berichten, dessen leicht umstrittene Inszenierung die Auseinandersetzung lohnt.

     

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