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  • ||0||0Kiel - 2008 verführte Verdi, diesmal packt Puccini. Gala ist Trumpf. Erfolgreiche Fortsetzungen sind da fast absehbar: Wird's Wagner? Macht's Mozart? Siegt Strauss? Möglich wären auch Belcanto- und Verismo-Galas. Jedenfalls meldet Kiels Oper bei der Puccini-Gala wiederum „ausverkauft“. Und endet nach gut zweieinhalb Stunden applausstark.

    „Puccini ist, wenn Geigen oder Celli das Gleiche (und noch mehr) singen als die Sänger“ - diese Eselsbrücke betrifft am ehesten Puccinis populäre Opern. Da ist der Gala-Querschnitt mit der informativen, wenn auch leicht nervösen Moderation von Chefdramaturgin Cordula Engelbert ein eindrucksvoller musikalischer Geländeführer auf Puccinis Weg zwischen Popularität und Modernität: vom kaum bekannten frühen Edgar über Manon Lescaut, das Erfolgsdoppel Bohème &  Butterfly samt Tosca sowie Abstechern zu La Rondine und Gianni Schicchi bis zu Turandot.

    Zugleich ist der Abend freilich, wie GMD Fritzschs kleine spontane Rede nach der Pause enthüllt, eine kleine Rekers-Gala. Denn Kapellmeister Simon Rekers, der schon die letztjährige Verdi-Gala erfolgreich leitete, wechselt zur nächsten Saison nach Bern. Nun, Rekers hat das Philharmonische Orchester, die Solisten, den Opernchor und den Jugendchor an der Oper Kiel insgesamt wieder gut im Griff beim Highlight-Sprint durch Puccinis Partituren. Da ist Schwelgerei ebenso gefordert wie Disziplin, Intensität des Augenblicks ebenso wie schnelles Umstellen bei Situations- und Charakterwechseln. All das wird, sieht man von kleinen Geigenausrutschern ab, eindrucksvoll eingelöst, bestätigt durch betörende Streicher- und Bläsersoli.

    Vokale Gala-Stars des Abends sind, wie schon 2008, Sopranistin Tatiana Plotnikova (2005 bis 2007 Kieler Ensemblemitglied) und Emmanuel di Villarosa, der seit 2006 immer wieder - und in dieser Spielzeit als Don Carlos - gern gehörter Kieler Tenorgast ist. Villarosa nimmt als Cavaradossi, Des Grieux, Pinkerton und Rodolfo mit diszipliniert durchsetzungsfähigem, dabei eher schlankem, bei Spitzenwerten vereinzelt leicht angespanntem Tenorglanz für sich ein. Die Galapalme in puncto Durchschlagskraft, Innerlichkeit und Vielseitigkeit gebührt freilich Kollegin Plotnikova, was teils an deren Singen, teils an der größeren emotional-gesanglichen Bandbreite ihrer Rollen liegt. Als Fidelia, Butterfly, Manon und Mimì verleiht sie Puccinis leidenden, hoffenden, klagenden, verzweifelt kämpfenden Frauen mit teils loderndem, teils innigem Schön- und Charaktergesang Ausdruck. Das sorgt für vokale Gänsehauteffekte - und für die verdientermaßen stärksten Bravorufe.

    Eingebettet sind beide in erfreuliche Leistungen der Kieler Solistenriege, zu der auch Mitglieder des Opernchores zählen. Tomohiro Takada zeigt in
    Questo amor aus Edgar und in diversen Ensembles, welches Potential in seiner kernig-runden, bei Zwischentönen sicher noch ausbaufähigen Stimme steckt. Susan Gouthro singt sich nach der Pause mit Chi il bel sogno aus La Rondine und als Bohème-Musetta wirkungsvoll frei; Marina Fideli hören wir (leider nur) als Butterflys wendige Duettpartnerin Suzuki. Galawürdig prägnant und präzise agieren auch Andrzej Bernagiewicz, Kyung-Sik Woo, Alexandar Stoyanov und Kemal Yasar. Ungalant ist dagegen, dass das Programmheft - wie schon 2008 - unerwähnt lässt, wer den trefflich singenden und summenden Opernchor und den Jugendchor einstudierte: David Maiwald und Michael Nündel erhalten mit ihren Sängerscharen zu Recht ebenfalls verdienten Applaus.

    - Michael Struck | kn | 24.05.2009
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