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  • Otello

    2004.06.21 17:00

    석찬일 조회 수:2633 추천:17



    Die Qual des getäuschten Lauschers: Szene aus Giuseppe Verdis Oper "Otello" mit Lars Cleveman in der Titelrolle (vorn) und Jooil Choi als Jago und Peter Lodahl als Cassio (links). Foto Olaf


    Kieler Oper: Inga Levant zeigt in Verdis "Otello" die Wahnbilder eines Verirrten

    Struck "Esultate! - Der Muselmanenhochmut liegt im Meer begraben, uns und dem Himmel gehört der Ruhm!" Welch ein Auftritt! Der venezianische Feldherr wird als Sieger gefeiert. Den Feind hat er geschlagen, dem Sturm der Naturgewalten getrotzt. Doch auf der Insel Zypern, die er nun betritt, wartet ein anderer Gegner auf ihn, ein Verleumder, ein Verführer, der sich mit List und Tücke in seine Seele schleicht.



    Dort - so erzählt uns die Regisseurin Inga Levant mit ihrer Inszenierung - entstehen Wahnvorstellungen und Trugbilder, die die Sinne täuschen und den Geist verwirren. Der Held Otello verliert darum die Schlacht gegen sein gestörtes Bewusstsein. Die schärfsten Kontraste, die glühendsten Farben, die innigsten, anrührendsten Momente und die gewaltigsten Ausbrüche in der Premiere von Giuseppe Verdis Otello in der Kieler Oper hat der Generalmusikdirektor zu aufzubieten. Voller Überzeugungskraft behauptet Georg Fritzsch mit den Kieler Philharmonikern und den Chören die Vorherrschaft der Musik in diesem grandiosen Seelendrama.

    Er animiert seine Ensembles, den ganzen, glitzernden Reichtum der Partitur zu offenbaren: fordert mit straffen Tempi die ganze Wucht der Auftaktchöre, besänftigt die Wogen zum zart flimmernden Liebesduett im ersten Akt, kitzelt aus allen Noten die bewegliche, irrlichternde, ironische Kommentierung der Dialoge heraus, entfacht die fast brutale Macht der Aktschlüsse, lässt das Orchester schließlich schmerzlich mit den beiden an der Liebe Leidenden singen, geleitet Desdemona sanft durch Angst und Andacht und atmet endlich mit Otello in den Tod. Wach und vital musizieren die Philharmoniker, präzis und konturenscharf agieren der Opern- und Extrachor (Einstudierung: Jaume Miranda) sowie der Kinder- und Jugendchor (Einstudierung: Irene Lensky). Und wenn Fritzsch mit klaren Dynamik- und Tempovorgaben durch Stürme und Träume führt, folgt sein Musizieren niemals starren Schemata, sondern bleibt immer belebt von einem guten Gefühl für Linie und Atem des Gesangs.

    Gegen dieses emotional und kühn kalkulierte Dirigat, wirken Inga Levants szenische Erfindungen wie wuchernde Kopfgeburten, denn im Team mit Giuseppe di Iorio (Bühne und Licht) und Friedrich Eggert entwirft sie irritierende Räume und Bilder, die nicht nur Otellos Sinne verwirren, sondern auch dem Zuschauer Ausdeutungen abverlangen. Levant und di Iorio arbeiten mit wechselnden Stilmitteln, mit Videoprojektionen (Sturmchor und Otellos Verzweiflungsszene), grafisch eingesetztem Licht, mit dem Chor als anonyme Bewegungsmasse, mit politischen Anspielungen (Sturz der Kriegerstatue) und mit Stilzitaten, denn in Kostümen und Requisiten erscheinen oft Elemente der Op Art, die ja bekanntlich mit Sinnestäuschung spielte. So entsteht eine Welt, die sich häufig von greifbaren Realitäten entfernt.

    Schauplatz dieser Reise ins Irreale, ist ein kühl türkis getünchtes Büro, eine Managementzentrale, in der Otello seinen Schreibtisch und Tresor hat, seinen Dienstsitz also, von dem es ihn aber immer wieder wegtreibt, in neue, fremdartige Räume, denn auf der Drehscheibe erscheinen die gleichen Zimmer immer wieder neu möbliert. Und so gerät der Held auf das Karussell einer unbehaglichen Wohnung: in ein unfertiges Schlafgemach, dann in eine von Stühlen vollgestellte Kammer; er erlebt die Konfrontation im Taschentuchquartett wie durch eine Wand hindurch, ihm erscheint der Huldigungschor für Desdemona wie eine, vom vermeintlichen Nebenbuhler Cassio vollbrachte Verführungsszene; das verräterische Zwiegespräch zwischen Jago und Cassio erfährt er als Lauscher auf der Massagebank; der Jubel des Volkes für den Gesandten von Venedig bedrängt ihn wie ein Alptraum. Und allmählich verliert mit Otello auch der Zuschauer den Bezug zur Wirklichkeit und weiß sich unterwegs im Kopf des Helden auf einem Trip, dessen Droge Eifersucht heißt.

    Lars Cleveman erweist sich in der Rolle dieses stürzenden Siegers Otello allen sängerischen Anforderungen mühelos gewachsen, er intoniert klar und brennend in der Höhe, kraftvoll bis zur Rauheit in der Tiefe, sein Spiel offenbart mit immenser Körperlichkeit Hingabe an diese wahnverwirrte Reise in ein Schattenreich. Seinem teuflischen Verführer und Antreiber Jago gibt Jooil Choi seine ganze, schwarz imponierende Baritonkraft, aber auch eine eindrucksvolle, hochdifferenzierte Stimmgestaltung. Marina Fideli erfüllt energisch und klug die Partie der Emilia, Peter Lohdal verleiht dem Cassio juvenile Spannkraft, Hans-Jürgen Schöpflin dem Rodrigo sanften Edelmut. Trond Gudevolds Lodovico: farbkräftig, Attila Kovacs' Montano: bedrohlich dröhnend.

    Über allem aber singt, schwebt, träumt die Desdemona der Marion Costa. Sie hält diese Figur unberührt von allen Intrigen und Irritationen in einer ganz eigenen Shäre der unbewussten, reinen Unschuld und verwirklicht ein Höchstmaß an künstlerischem Ausdruck und Gesangskultur: edle, gefühlvoll gespannte Melodienbögen, weiche, aber glasklare Höhenlinien und ein gewagtes, aber gerade darum unglaublich delikates Piano (Lied von der Weide und Ave Maria). Mehr als Inga Levants Konstrukt ist es ihre sängerische Kunst, die der Aufführung ihren direkten Zauber gibt. Darum gehört ihr, aber auch ungeteilt den anderen Solisten, dem Dirigenten Georg Fritzsch und seinen Ensemles der Jubel des Premierenpubliums. In den engagierten Beifall für das Regieteam mischten sich vereinzelt Pfiffe, was immer sie bedeuten sollten.

    Giuseppe Verdi: Otello (in italienischer Sprache). Regie: Inga Levant, Bühne und Licht: Giuseppe di Iorio, Kostüme: Friedrich Eggert. Oper Kiel; nächste Aufführung: 27. Juni, 19 Uhr, Wiederaufnahme: 12. September; Karten-Tel.: 0431-95095; www.theater-kiel.de
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