Die Fledermaus
2007.11.14 03:16
Es gab schon immer zwei Arten von Bühnenstücken, die mir eiskalte Schauer des Schreckens über den Rücken jagen konnten: Musicals und Operetten. Penetrante Fröhlichkeit, vollkommen überzogene Frivolität und Handlungen, die an Trivialität ihresgleichen suchen, sind einfach nicht jedermanns Sache. Ein leichtsinnig ausgesprochenes Muttertags-Versprechen führte mich am vergangen Samstag nichtsdestotrotz ins
Kieler Opernhaus zur Premiere von Johann Strauߎ wohl bekanntester Operette "Die Fledermaus" und ich muss zugeben: Soooo schlimm war es gar nicht....
Unaufdringlich in ein modernes Gewand gehüllt präsentiert sich die 1874 uraufgeführt Operette im ersten Akt in einem Bühnenbild, das einem Ikea-Katalog entsprungen zu sein scheint. Nur das überdimensionale Schloß Neu Schwanstein-Bild im Hintergrund erinnert an den von mir gefürchteten typischen Operetten-Kitsch.
Die Geschichte um das wohlhabende Ehepaar Eisenstein ist schnell erzählt: Nach einer durchzechten Nacht freut sich Gabriel von Eisenstein (Jörg Sabrowski) diebisch, als sein Freund Dr. Falke am nächsten Morgen noch als Fledermaus kostümiert auf dem Bürgersteig erwacht und so zum Gespött der Leute wird. Falke will sich rächen und fädelt eine harmlose, aber wirkungsvolle Intrige ein, die Eisenstein, dessen und Frau Rosalinde und ihr Aupair-Mädchen Adele in vielerlei brenzlige Situationen bringt. Ein aufregendes Verwirr- und Versteckspiel beginnt...
Von Beginn an überzeugt das Ensemble mit solidem Gesang und sichtlicher Spielfreude, vor allem jedoch Lesia Mackowycz begeistert in der Rolle des naiv-koketten Aupair-Mädchens Adele. Auch Tenor Tomohiro Takada in der Rolle des intriganten Dr. Falke zeigt auch in dieser Inszenieriung sein gesangliches Können, zeigt aber leider noch immer deutlichen Schwächen in der Aussprache des deutschen Textes.
Klarer Höhepunkt der "Fledermaus" ist jedoch Gast-Star Gustav-Peter Wöhler in der Rolle des Gefängniswärters Frosch. Der aus TV- und Kinofilmen bekannte Schauspieler, der seit Jahren mit dem Kieler Generalintendanten Daniel Karasek befreundet ist, gibt den verschrobenen, betrunkenen Gefängniswärter mit so viel Hingabe und Witz, dass er Szenen-Applaus bekommt.
Gewissen Längen der Tanzszenen im opulent-lauten dritten Akt, der auf einem rauschenden Fest spielt, haben zwar an meinem Nervenkostüm gezerrt, doch alles in allem ist „Die Fledermaus“ sehenswert. Meist treffsicher pointierte Dialoge, schmissige Walzer-Melodien und eine überaus erheiternde Komparserie machen die Operette zu einer kurzweiligen Abendunterhaltung für alle Freunde der leichten Muse.
http://www.kiel4kiel.de/Artikel-885-16-Die.Fledermaus.html
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