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  • Platée - Wenn Amor sich die Löckchen rauft

    2005.06.19 17:00

    석찬일 조회 수:1188 추천:22



    Schaumgeborene Gurkenmasken-Venus – von allen verlacht und verachtet: Platée (Anders J. Dahlin). Foto Struck


    Das Theater Kiel setzt seine Reise durch die vielfältige Opernlandschaft fort und macht diesmal mit großem Publikumserfolg Station im Frankreich Ludwigs XV., wo das spätbarocke Musiktheater ganz eigene Blüten treibt.
    Jean-Philippe Rameaus Platée ist ein federleichtes Stück voller musikalischer Effekte und nebenbei eine pfiffige Parodie auf den Opernstreit jener Zeit. Amor ist wieder mal an (fast) allem schuld. Der kleine (B)Engel schießt seine Pfeile reichlich willkürlich ab, hat manchmal Ladehemmung und ist mitunter selbst erschrocken über die ungeahnten Folgen seiner Torheiten. Die Regisseurin Aurelia Eggers hat ihn zum Dreh- und Angelpunkt ihrer kunterbunt aufgedrehten, aber kaum einmal überdrehten Inszenierung von Jean-Philippe Rameaus Platée gemacht – jenem seltsamen französischen Gattungszwitter "Ballett Bouffon", der mit seiner entschlossenen Unentschlossenheit und seinem gänzlich undeutschen Unernst zwischen mythologischer Götter-Komödie und menschelnder Nymphen-Tragödie changiert.
    In Heike Wittlieb hat Eggers einen omnipräsenten Amor gefunden, der bezaubernd jugendfrisch und intensiv agiert. So macht es doppelt Sinn, sie nach dem Prolog im Himmel nicht im Sumpf der Tatsachen in eine gänzlich neue Figur, die "Verrücktheit" (La Folie) zu verwandeln, sondern sie weiter als "ver-rückten" Liebesgott herumtänzeln zu lassen. Wittlieb, seit langem in Barockmusik erfahren, vollbringt auch sängerisch eine Glanzleistung. Vor allem die überkandidelten Folie-Arien, in denen Rameau die koloraturgeilen Italiener und ihre französischen Parteigänger auf den Arm nimmt, singt sie so brillant wie parodistisch sprechend.

    Drumherum brennt die Regie ein Feuerwerk barocken Bühnenmaschinerie-Theaters voller Zitate ab, gefällt sich und dem Zuschauer – gerade auch in den Kostümen von Moritz Junge – in der unbeschwerten Überblendung von antiker, historischer und jetztzeitiger Anmutung. In Norbert Ziermanns offenen und doch stimmungsvollen Spiel-Räumen funktionieren die nötigen schnellen Verwandlungen bestens. Das Gewimmel und Gerammel potenziert sich durch den Chor, der auch das Ballett ersetzt. Als sensationsgeile Publikumsmeute wird er von Tina Gaitzsch choreografisch kontrolliert außer Rand und Band gebracht, während der scheidende Chordirektor Jaume Miranda dafür gesorgt hat, dass man trotz Atemnot sehr gewandt klingt.

    In dieser französisch gesungenen, deutsch übertitelten Flut der Reize könnte man die eigentliche Handlung, die ohne zwingende Stringenz und höhere Moral auskommt, beinahe aus den Augen verlieren: Zerstreuungssüchtige Theater-Götter wie Thalia (flott im Spiel, steif im Gesang: Michaela Ische) oder Momus (elegant: Bariton Mirko Janiska), von denen man aufgrund ihrer Unsterblichkeit nicht erwarten darf, dass sie ewig artig sind, hecken die Geburt der Komödie aus: Im irdischen Reich von Kitheron (kernig: Bassbariton Thomas de Vries) soll Juno (griechisch gewaltig: Mezzo Marina Fideli) von der ohne Frage berechtigten Eifersucht betreffs ihres untreuen Gatten und Bruders Jupiter geheilt werden. Das Opfer der anberaumten Schein-Vermählung ist Platée. Als schaumgeborene Schwuchtel, als Gurkenmasken-Venus entsteigt sie ihrer Muschel – irgendwo im Wellness-Land der chirurgischen Schönheiten. Obwohl Jupiter (vollmundig bassig: Trond Gudevold) sogar hier letztlich seine Triebe kaum zügeln kann und Amor sich die Löckchen rauft, wird die Benutzte nach Gebrauch einfach zerknüllt, verlacht und weggeworfen.

    Der schwedische Gast Anders J. Dahlin meistert Platées Höhenflüge vom französischen Tenor-Typus "Haute-contre" mit Bravour, vollzieht die bisweilen von Rameau bewusst merkwürdig rezitativisch gedrechselten Gesangswindungen gekonnt nach und findet am Ende zu brennender (An-)Klage. Ähnlich anspruchsvoll fällt die Partie des Götterboten Merkur aus, den die Regie köstlich als geflügelten Bruchpiloten in Luft, Liebe und Lebensaufgabe ironisiert und den der junge Tenor Frederik Akselberg eindrücklich singt und spielt.

    Dass das Ganze so unbeschwert schnurrt, liegt nicht zuletzt an den Kieler Philharmonikern, die – aufgefahren aus dem mystischen Abgrund – für beachtlich weltlich-barocken Wirbel sorgen. Rameaus klangsinnliche Effekte, das Gequake, Gezwitscher und Gelärm, aber auch die höfisch eleganten und melancholischen Momente stehen in Blüte. Frauke Rottler-Viain und Bettina Rohrbeck sorgen liebevoll als Continuo-Duo für die wichtigen Brücken in dieser Theatermusik, die denjenigen mit ihrer "durchkomponierten" Geschlossenheit überrascht, der Händels Arien-Nummern gewohnt ist. Ein Spezialist mit Renommee, Christoph Spering, hat die Philharmoniker im Rahmen ihrer nicht "authentischen" Möglichkeiten zu Mittätern am (w)irren und ein wenig boshaften Spiel gemacht. Wer mag, darf da gerne schon Jacques Offenbach vorausahnen.

    Jean-Philippe Rameau: Platée. Regie: Aurelia Eggers; Bühne: Norbert Ziermann; Kostüme: Moritz Junge; musikalische Leitung: Christoph Spering. Oper Kiel; weitere Aufführungen: 25., 29. Juni. Karten-Tel.: 0431/901901; www.theater-kiel.de

    Von Christian Strehk




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