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  • ||0||0Peter Tschaikowskys dreiaktiges Operndrama Pique Dame aus dem Jahr 1890 kann man als pompöses Schauermärchen inszenieren. Näher kommt man ihm und der Puschkin-Vorlage aber, wenn man es psychologisch ausdeutet. Im Kieler Opernhaus ist das in der konzentrierten Regie von Sandra Leupold und dem hellhörigen Dirigat von Till Hass gut gelungen.

    Christian Strehk | kn | 14.06.2009
    15:17 Uhr
    aktualisiert: 18:18 Uhr

    Hermann ist auf die schiefe Bahn geraten. Ausgespien von der Gesellschaft, verlacht und bedrängt, kauert er zitternd an der Abbruchkante einer Eis-Zunge über der Petersburger Newa. Er hat sein Leben verzockt, unfähig zu beständigem Lieben, verirrt auf der Jagd nach dem großen Gewinn-Coup im Kartenspiel.

    In dieser Gefahr, das zeigt Sandra Leupolds eindringlich karge Inszenierung von Peter Tschaikowskys wohl stärkster Oper
    Pique Dame, schweben alle Menschen. Wie auf einem angeschrägten Schachbrett verschiebt die Regisseurin die Figuren, schält sie in Zeitlupe aus der Chormasse, gedeckt oder ungedeckt, in Angriff oder Verteidigung. Auf der Einheitsbühne von Andreas Walkows und in den düsteren, Historisches nur andeutenden Kostümen von Gabriele Jaenecke sind Berührungen zwischen den realen oder den lediglich von Hermann herbeihalluzinierten Menschen selten. Ihre Beziehungen untereinander aber liegen gnadenlos offen.

    Schon in der Versuchsanordnung der Brüder Tschaikowsky nach Puschkins grandioser Novelle ist er als Deutschrusse ein Außenseiter - wie der homosexuelle Komponist: Zum Schachmatt des Herrmann passt es recht gut, dass Ivar Gilhuus' ausdrucksstarke Stimme staubig, rau und gequält klingt, mehr nach besessenem Charaktertenor als nach einem Helden. Da schwindet dann auch das Bedauern, dass nicht in der resonanzreichen Originalsprache, sondern auf Deutsch (ohne zusätzliche Obertitel) gesungen wird.

    Überhaupt greifen Text, szenische Aktion und Musik eindrucksvoll ineinander. Der Dirigent Till Hass, eingesprungen für den erkrankten Johannes Willig, entdeckt in der Partitur des späten, selber dem Wahnsinn nahen Tschaikowsky ähnlich Expressives, ja Expressionistisches. Die Kieler Philharmoniker klingen nur zu Beginn etwas abgekämpft nach Saison-Endspurt. Bald aber gewinnt ihr Spiel enorm an Tiefenschärfe, wird unerbittlich hartherzig und liebevoll mitleidig - im jähen, filmschnittartigen Wechsel.

    Auch der Chor, einstudiert von David Maiwald und präzise gelenkt von der Regie, sprüht vor aggressiver Energie und ist doch zu delikaten Wandlungen fähig - man denke etwa an die ironische „Fürsorge“ der Freundinnen von Hermanns Liebesprojektion Lisa oder an den Choral am Ende der fatalen Reise durch Hermanns Hirn. Aus den vielen, gut besetzten Nebenpartien ragt Jörg Sabrowski heraus: Mit böser Lust geht er Hermann an oder bespiegelt die autoerotische Dekadenz der Männerwelt im anzüglichen Vogel-Lied.

    Für Ekaterina Romanova kommt die anspruchsvolle Partie der unglücklichen Lisa sicher zu früh. Deshalb erfüllt sie im jugendlich-dramatischen Fach auch nur das Jugendliche, fehlt es an flutendem Klangreichtum. Doch beeindruckt die Russin allemal mit stimmschauspielerischer Präsenz, Innigkeit und viel Feinsinn für die ostslawische Melodielinie. In Tomohiro Takadas Fürst Jeletzki verliert ihre Lisa einen noblen Bräutigam, der seine herrliche Abschiedsarie wunderschön sanft, ohne vordergründige Stimmprotzerei strömen lässt und dem es allenfalls beim Zocker-Showdown noch etwas an Durchschlagskraft mangelt.

    Eine Klasse für sich ist Ortrun Wenkel: Schon, weil sie die Pique-Dame-Gräfin einmal nicht als dämonisch orgelnden Rache-Engel des (in Eckernförde begrabenen!) Grafen St. Germain gibt, sondern als zerbrechliche Salonkönigin, die es mit eiserner Disziplin geschafft hat, den auf ihr lastenden Fluch bis ins hohe Alter im Zaum zu halten. Als ihr dann doch durch Hermanns Obsession die Stunde schlägt, tastet sie sich mit belegter Stimme an die Erinnerung glanzvoller Pariser Zeiten heran, um dann die französische Arie in stiller Größe als Schwanengesang aufblühen zu lassen. Das ist große, genau dosierte Kunst!

    Überhaupt fordert die streng profilierte, nirgends kulinarische Aufführung dem Zuschauer viel Konzentrationsfähigkeit ab, ermüdet streckenweise durch die Lichtführung. Der Beifall fällt wohl deshalb eher intensiv anhaltend als beglückt jubelnd aus. Doch wegen der nachhaltigen Psychoanalyse von Tschaikowskys selbst gefühltem Hauptwerk lohnt der Besuch im Opernhaus sehr.

    Weitere Aufführungen in der Kieler Oper am Fr 9. Juni (20 Uhr) sowie am 28. Juni (19 Uhr). Wiederaufnahme am 27. September. Karten: 0431 / 901 901 www.theater-kiel.de

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