topimage
  • 최근 댓글
  • Sweet Charity - KN

    2005.11.14 08:07

    석찬일 조회 수:1734 추천:21



    Bejubelte Musical-Premiere im Kieler Opernhaus


    Sie singt und tanzt, plaudert und plappert und kämpft komisch und traurig um ihre große Liebe: Katja Berg spielt mit überzeugender Virtuosität die Titelrolle im Broadway-Musical "Sweet Charity", das am Wochenende im Kieler Operhaus vom Premierenpublikum bejubelt wurde. Die Story des New Yorker Taxi-Girls wird auch in der Inszenierung von Christian von Götz ohne Happy End, aber als glitzernde Bühne


    Kiel – Eine kläglich scheiternde Heldin, Ernüchterung im Finale, alles andere als ein strahlendes Happy End – und doch zeigte sich das Kieler Premierenpublikum begeistert. Wie funktioniert das? Ganz einfach: Eine anrührende Geschichte, ein gut disponiertes Ensemble um eine beherzte Solistin, muntere Tänzer und heitere Chöre in bunt bewegten Bildern und ein zündender Sound vereinigen sich in Sweet Charity zu einem glitzernden Musical-Ereignis.

    Die Erlebnisse einer Unglücklichen habe er erzählen wollen, berichtete einst Federico Fellini über seinen Film Die Nächte der Cabiria, einer Unglücklichen, "die trotz allem auf kindlich-konfuse Weise auf eine bessere menschliche Beziehung hofft". Aus der kleinen Cabiria, der Straßendirne aus dem römischen Vorstadtelend, wurde im Broadway-Musical von Cy Coleman und Neil Simon das süße Taxi-Girl Charity, das Animiermädchen aus dem dunkel flirrenden New Yorker Nachtleben. Und während sich Giulietta Masina mit clownesker Verzweiflung durch ihre Enttäuschungen boxte, tanzte Shirley MacLaine in Bob Fosses Musical-Verfilmung wie ein Kobold durch die schönsten und bösesten Überraschungen.

    Irgendwo dazwischen siedelt Katja Berg ihre Charity Hope Valentine an: versiert tanzend, wendig spielend und mit einer gut geschulten, tragfähigen Musical-Stimme begabt, führt sie ein optimistisch gestimmtes Menschenkind vor, das beherzt nach dem Lebensglück sucht und sich dabei immer wieder in den eigenen Illusionen verirrt. Im Fan-Dango-Club muss sie den Männern für Geld den Schein von Liebe vorgaukeln und träumt dabei mit ihren Kolleginnen vom Ausstieg: "Es muss etwas geben auf dieser Welt, dass uns dieses Leben besser gefällt". Doch während Helen (Michaela Rams), Carmen (Susan Guthro) und Nickie (Katharina Schutza) als Vorzimmerdame oder Garderobefräulein glücklich würden, macht Charity allein die Liebe zur ihrer Religion. Und gerade an diesem Anspruch muss sie scheitern.

    Drei Männer kreuzen diesen Weg: Ihr erster, Charly (Jan-Philip Franck), ist ein Schuft und nimmt ihr Geld und beinahe das Leben. Ihr zweiter, der Filmstar Vidale (schön snobby: Matthias Pagani), kommt ihr als unerreichbares Idol vor. Ihr dritter ist eine Tragödie. Denn Oscar, den Dirk Schäfer als sympathischen Weichling gibt, trägt zwar die große Zuneigung im Herzen, in den Knochen aber die Moral von vorgestern. Weil er sein großmütiges Heiratsversprechen nicht halten kann, stürzt er Charity umso tiefer in die Verzweiflung. "Du bist mir so sympathisch, dass ich dir ein Ständchen bringen lasse", sagte Fellini damals zu seiner Cabiria und holte sie durch die Jugend zurück ins Leben; Bob Fosse schickte seiner Charity die Verheißung von Flower-Power, Love and Peace. Christian von Götz aber lässt seine Heldin hängen und überlässt sie in seiner Kieler Inszenierung zum bitteren Finale einer Schar von Männern, die mit Geld statt Liebe winken.

    So ein Leidensweg wird im Musical mit großen Show-Nummern gepflastert. Und mehr als in den manchmal etwas überpointiert gestellten Dialogszenen trumpfen Regisseur Christian von Götz und sein Team in den prächtigen Massenszenen auf. Norbert Ziermann hat grandiose Bühnenräume gebaut, die sich (meist) rasch verwandeln und Manhattan-Flair herbeizaubern; Gabriele Jaeneckes Kostüme entfalten darin eine poppige Farbigkeit und Choreograph Ralf Rossa lässt aufgekratzt die Puppen tanzen: das versammelte, quirlige Corps de ballet sowieso, aber auch den von David Maiwald präzis einstudierten Chor, die Statisterie und die temperamentvoll agierenden Sängerinnen Michaela Rams, Susan Guthro, Katharina Schutza und Luise Kinner sowie Steffen Doberauer als Club-Faktotum Hermann.

    Kiels Philharmoniker, von Kapellmeister Simon Rekers gehörig angestachelt und durch Instrumentalspezialisten verstärkt, engagieren sich mit Leidenschaft für Cy Colemans raffinierte Komposition, die sich beim Swing bedient und zum Pop der Siebziger strebt. Und da die Tonabteilung diesmal eine nahezu perfekte Klangmischung liefert, entsteht ein fülliger, duftiger Sound, dem nur noch ein bisschen schnoddrige Härte und eisgekühlte Schärfe fehlen. Am Ende aber: Zuschauer in Jubellaune, musikalisch garnierte Tableaus, Sternenhimmel, standing ovations und mittendrin ein gefeierter Musical-Star: Katja Berg als Sweet Charity, vom Beifall doch noch erlöst.

    Cy Coleman/Neil Simon: "Sweet Charity". Regie: Christian von Götz, musikalische Leitung: Simon Rekers. Oper Kiel, nächste Aufführungen: 18. Nov.; 3., 7., 8., 17., 26., 31. Dez. Karten-Tel.: 0431/901901; Internet: www.theater-kiel.de

    Von Christoph Munk
    XE Login