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    Gounods Oper „Faust“ am Theater Kiel: Herrlich teuflische Detailarbeit

    Christian Strehk | kn | 06.06.2010

     

    Kiel. Draußen vor dem Opernhaus wird ein deutscher, drinnen ein französischer Meister gefeiert. Dass sich die vergnügungssüchtige Handball-Walpurgisnacht auf dem Rathausplatz hier und da akustisch in die Premiere von Charles Gounods Oper Faust einmischt, ist zu verschmerzen. Denn auf der Bühne und im Orchestergraben sorgen exzellente Sänger, der Regisseur Georg Köhl und der neue Zweite Kapellmeister Mariano Rivas gleichermaßen für fesselnd intime wie prall theatralische Gegenbilder.

     

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     Méphistophéles (Kemal Yasar) erscheint Marguerite (Susan Gouthro) sogar im Gewand eines kirchlichen Würdenträgers

     

    Die sieben Todsünden - Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit - prangen als lateinisches Menetekel an der Wand. Der Teufel betrachtet sie wohlwollend und wird sich ihrer bedienen, sogar getarnt als katholischer Würdenträger in der Kirche. Man kann das ja aus aktuellem Anlass leider nicht für unmöglich halten. Gerecht scheint, dass Mephisto am Ende über seinen eigenen Hochmut stolpert und mit seinem selbstsüchtigen Vertragsopfer Faust in herbstlich einsamer Vergänglichkeit sitzen gelassen wird, während der gefallene Engel Gretchen, die in den Kindsmord getriebene reine Liebende, tot, aber „gerettet“ in die orgelumbrauste Ewigkeit entschwebt.

     

    Charles Gounods herrlich herzbewegender Opernreißer Faust, ein Destillat aus viel Michel-Carré-Moraldrama und relativ wenig Goethe-Metaphysik, ist trotz kleiner dramaturgischer Schwächen spätestens seit 1869 durchpulst von tiefrotem Theaterblut. Der Gastregisseur Georg Köhl, der mit Puccinis Tosca und Strauss' Rosenkavalier schon zweimal in Kiel überzeugen konnte, bekennt sich zum Plakativen, hält mutig die Lupe auf den Handlungsholzschnitt. Schön theatralisch ausgeleuchtet und architektonisch klar umbaut von Pfeilern, Durchbrüchen und transparenten Wänden (Bühne: Norbert Ziermann) werden lauter Figurentypen individuell bis in die letzte Geste stilisiert überhöht und lebendig ausgeformt - sogar im Chor. Der spielt sich in einen wahren Wechselrausch der Kostüme, die Claudia Spielmann gekonnt zwischen einst, gestern und heute changieren lässt. Außerdem singt der Chor, einstudiert von David Maiwald, auf einem Niveau, das man auf so mancher Gounod-CD gerne gehört hätte.

     

    Man überlebt als Zuschauer auf diese Weise sogar die allzu konkret ausgestellte Wollust-Orgie der Walpurgisnacht-Szene und genießt den zynisch als Helden-Ballett der Rollstuhl-Heimkehrer aufgespießten Soldaten-Chor.

    Mit einer Art Stethoskop scheint auch der neue Mann am Pult, der Zweite Kapellmeister Mariano Rivas, den oft überraschend zarten Herzschlag der Partitur hervorzuheben. Die reich im Klang gestaffelten Kieler Philharmoniker malen in Pastell und beweisen so, dass Gounod hier tatsächlich die Opéra lyrique eines Massenet vorwegnahm. Was knackige Schärfen und fetzig federnde Dramatik zum Glück nicht ausschließt.

    Von Köhls akribischer Detailarbeit und Rivas' Hellhörigkeit profitiert auch das überaus starke Solistenensemble. Susan Gouthro lässt ihren Sopran als Marguerite - unbeschadet von übertriebenem Orchesterdruck - von einem zerbrechlich naiven Mädchenklang allmählich in eine anrührende Gebrochenheit am Rande des Wahnsinns hinübergleiten, nicht ohne zwischendurch die Juwelenarie glitzernd aufzupolieren. Der Tenor Yoonki Baek macht seinen faustischen Doktor-Titel sehr geschickt innerhalb lyrischer Grenzen, also ohne jede heldische Forciertheit: mit sängerischer Intelligenz und sensationeller Belcanto-Höhe („Je t'aime“!). Der ernste Valentin, nobel strömend gesungen vom Bariton Tomohiro Takada, tritt ihm auf Augenhöhe als Wächter der Familienehre in den Weg.

    Doch wo Méphistophéles lauert und mitmischt, haben sie alle keine echte irdische Chance. Das gilt sogar für den spätpubertären Schwärmer Siébel (Merja Mäkelä), eine Nebenfigur, die ähnlich prägnant ins szenische Netzwerk einbezogen ist wie Marina Fidelis stolze Marthe oder der faule Falstaff Wagner (Kyung-Sik Woo). Der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail: Kemal Yasar gibt ihm viel Stimme und Statur, wechselt verschlagen zwischen schmieriger Schmeichelei und kalter Drohgebärde. Dass er nach der Pause mit ein paar zu matten Bass-Tönen kämpft, tut seinem imposanten Bösewicht keinerlei Abbruch - zumal, wenn er unfreiwillig ins Lager der Verlierer wechseln muss.

    Am Ende war der Jubel für die französische Meisterschaft drinnen mit guten Gründen nicht geringer als für die deutsche draußen.

    Oper Kiel. Nächste Termine am Di 15. Juni und Do 1. Juli (jew. 19.30 Uhr) sowie am So 4. Juli (18 Uhr). Karten: 0431 / 901 901 www.theater-kiel.de

     

     

     

     

     

     

     

     

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