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  • Sweet Charity - sema

    2005.11.18 16:56

    석찬일 조회 수:1153 추천:21



    "Dein Herz ist wie ein Hotel, die Kerle checken ein und aus!" Mit Cy Colemans Musical "Sweet Charity" über ein zwar naives, aber unbeugsames New Yorker Straßenmädchen bringt das Kieler Theater erneut einen echten Renner auf die Bühne, dessen großen Hit "Hey, Big Spender" wirklich jeder im Ohr hat. In einer bunten Inszenierung mit packenden Szenen und mitreißender Musik beamen Ballett- und Opernensemble zusammen mit hochkarätigen Gästen wirkliches Broadway-Flair so authentisch an die Förde, dass sich die Reaktion des Publikums am Premierenabend ohne Übertreibung nur als einhelliger Jubel beschreiben lässt.

    Dabei ist die aus Federico Fellinis Film "Die Nächte der Cabiria" entlehnte Geschichte über menschliche Schlechtigkeit und ungebrochenen Lebensmut durchaus nicht frei von Traurigkeit. Charity, das Callgirl aus dem Fan-Dango-Tanzpalast, gerät eben immer an die falschen Männer und schwindelt sich oft die Wirklichkeit schön. Auch der neurotische Buchhalter Oscar, den Charity in einem steckengebliebenen Fahrstuhl kennenlernt, lässt sie eben am Ende doch im Stich. Von einem musical-typischen Happy End kann nicht die Rede sein. Doch das ist für Sweet Charity kein Grund, sich unterkriegen zu lassen. Und damit das Publikum nach einem über weite Strecken beschwingenden Abend nicht in düsterer Stimmung wieder nach Hause geschickt wird, gibt es nach dem tosenden Schlussapplaus glatt noch eine kleine, gutgelaunte Zugabe.

    Es ist eine große Ensembleleistung, die sich da im Opernhaus ereignet. Chor, Orchester, Ballett und Solisten begeistern mit immenser Spielfreude, Bühnenbild, Kostüme und Choreografie greifen so glücklich ineinander, dass es schwer fällt, Einzelleistungen hervorzuheben. Und doch steht Katja Berg in der Rolle der Charity natürlich im Mittelpunkt der Aufführung. Rosig-sympathisch plappert und gluckst sie sich durch den Abend, gewinnt der Figur mit tänzerischer Leichtigkeit und umwerfender Mimik große Komik ab, und kann das tragische Ende genauso überzeugend gestalten wie ihre witzigen Auftritte. Ihre tadellose, in zahllosen Musical-Auftritten geschulte Stimme lässt sie groß aufblühen. Aber auch die anderen Girls aus dem Fan-Dango-club machen buchstäblich eine extrem gute Figur. Besonders überzeugend geraten neben dem "Big Spender" auch die Szenen mit den Girls Helen (Michaela Rams) und Nickie (Katharina Schutza).

    Mathias Pagani, der sich in den Rollen des italienischen Filmstars Vidale und des Big Daddy mit Alexander Franzen abwechselt, macht als Big Daddy problemlos Robbie Williams Konkurrenz. Das Ballettensemble beglückt mit morbide-dekadenten Tanzeinlagen im Gruftie-Look (Choreografie: Ralf Rossa). Heiratsantrag beim Flic-flac? Kein Problem! Dirk Schäfer singt nicht nur sicher, sondern er ist auch in der Lage, die Verwandlung des neurotischen Buchhalters Oscar in einen glücklich Liebenden und zurück völlig glaubwürdig zu gestalten.

    Der engagierte Chor geht in seiner Aufgabe gesanglich und spielerisch sichtbar genauso auf wie die unzähligen Darstellerinnen und Darsteller in kleineren Rollen. Und im Orchestergraben swingt und groovt das Orchester unter der Leitung von Simon Rekers, der vom Premierenpublikum noch einmal besonders gefeiert wird. Die Regie von Christian von Götz schwankt zwischen opulenten Bildern (Bühne von Norbert Ziermann und Kostüme von Gabriele Jaenecke) und greller Verfremdung des Großstadtlebens. Buhrufe waren bei der Premiere nicht zu hören!
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