Musikalische Ökumene in St. Nikolaus - KN

Musikalische Ökumene in St. Nikolaus

Von Werner Bodendorff

Kiel - Als "ungewöhnlich und eigenwillig" lässt sich das Drei-Königs-Konzert in der Kieler Probsteikirche St. Nikolaus in drei Worten apostrophieren - vieleicht auch: protestantisch-barocke Festlichkeit traf auf katholisch-romantischen Sinneszauber - eine musikalische Ökumene also.

Und auch das Staatliche Sinfonieorchester trat aus dem fernen Kaliningrad mit seinem Dirigenten Arkadi Feldman an, um mit dem etwas 60-stimmigen Chor St. Nikolaus unter der Leitung von Kirchenmusiker Robert Dears den V. Teil des Weihnachtsoratoriums von Bach und die Missa solemnis in As-Dur von Franz Schubert aufzuführen.

Der vorletzten Kantate des Oratoriums, eigentlich für den Sonntag nach Neujahr gedacht, schlossen sich lediglich noch zwei Rezitative aus dem letzten Teil an und der Choral "Ich steh an deiner Krippen hier", den die Gemeinde mitsingen durfte und von beiden Dirigenten fast Rücken an Rücken dirigiert wurde.

Die Zusammenstellung endete mit dem festlichen, wenn auch nicht vollständig besetzten Beginn des III. Teils.

Nach anfänglicher Nervosität fanden alle Akteure zusammen und Dears dirigierte die Choräle relativ zügig, wie beispeilsweise Nr. 46 ohne die Ruhe ausstrahlenden Fermaten.

In Franz Schuberts As-Dur-Messe konnten sich der selbstbewusst intonierende Chor und die vier Solisten richtig in Szene setzen: Thekla Jonathal (Sopran), Manuela Mach (Alt), wobei letztere über eine wohlschmeichelnde Stimme verfügte, sowie Martin Fleitmann (Tenor) und Chan-Il Seok (Bass), beide stimmgewaltig und gut vorbereitet.

Dass die romantische Gefühlsästhetik damaliger Kirchenmusik trotz schöner Abschnitte nicht ganz so richtig zum Leuchten kam, lag zweifellos an der wegen der großen Distanz zwischen Kiel und Kaliningrad zu geringen Probenarbeit.

Vorbildlich war jedoch das große, bis an seine Grenze gehende Engagement aller.

Das Publikum zeigte sich zufrieden und abschließend erklang als kleine Zugabe - etwas stilfremd - nochmals das nun entspannt klingende "Herrsche des Himmels" aus dem Weihnahctsoratorium.

Kieler Nachrichten, Donnerstag 8, Januar 2009 Seite 21