Unser kleiner Dackel Willi hatte Geburtstag.
Er wurde ein Jahr alt.
Unsere Familie beschloss, richtig mit ihm zu feiern, und jeder überlegte sich eine Geburtstagsüberraschung.
Von Mutti bekam er ein Stück Fleischwurst zum Frühstück, denn die mochte Willi am allerliebsten.
Ich schenke ihm eine weiche Kuscheldecke für sein Körbchen.
Vatis Geschenk war ein Spaziergang im Tierpark.

Aber mein Bruder hat dann alles übertroffen.
Er hatte nach der Schule in einer Metzgerei einen Knochen für Willi gekauft.
Es war der größte Knochen, den man sich vorstellen konnte.
Dreimal so lang wie der Dackel und mindestens doppelt so schwer.
Willi war verblüfft und vergaß für einen Moment sogar das Schwanzwedeln.
Lange Zeit schnupperte er an dem dicken Knochen herum.
Dann endlich fand er eine Stelle, wo er zubeißen konnte.
Er versuchte, den Knochen wegzutragen, aber immer wieder stieß er an Möbeln an.
Klock, klock!
Wenn wir ihm helfen wollten, knurrte er böse, um sein Geschenk zu verteidigen.
Schließlich schaffte er es, den Riesenknochen unter die Eckbank zu zerren.

Ja, und da blieb Willi dann sitzen und bewachte seinen Knochen.
Drei ganze Tage und Nächte lang kam er nicht mehr unter der Bank hervor.
Nur wenn wir nicht im Raum waren, flitzte er in die Küche, um zu fressen und zu trinken, oder er lief durch die Klappe in der Hintertür nach draußen, um dort das Beinchen zu heben.
Sobald aber einer von uns den Raum betrat, sauste er wieder in seine Höhle und fletschte die Zähne.
Unser Willi war zu einem wilden, bösen Tier geworden.
Er hatte offensichtlich vergessen, wie lieb er uns hatte.

Wir waren ratlos, was wir tun sollten.
Der Knochen würde bald anfangen zu stinken; wir mussten ihn unter der Eckbank hervorholen.
Aber keiner von uns wollte gebissen werden.
Schließlich hatte Vati eine Idee.
Er nahm einen Besen und hielt ihn unter die Bank.
Willi biss mit seinen langen, spitzen Zähnen hinein und ließ nicht mehr locker.
Vati konnte ihn mitsamt dem Besen herausziehen.
Im gleichen Augenblick kam Mutti dem Schrubber von der anderen Seite und schob den Knochen hinaus.
Sie nahm ihn bliztschnell und rannte damit zur Mülltonne.

Geschafft!
Von dieser Sekunde an war unser Willi wieder der allerliebste Hund auf Erden.
Er wedelte mit dem Schwanz und ließ sich streicheln und kraulen.
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