Draußen regnete es. Alle langweilten sich, besonders die Kinder.
Da fragte Opa:  „Habe ich euch eigentlich schon einmal die Geschichte von meiner Armbanduhr erzählt?"

„Nein, erzähl mal!" Erwartungsvoll hockten sich die Kinder um Opas Sessel.
Auch die Erwachsenen waren neugierig.

Also begann Opa zu erzählen:
„Tja, damals ist mir einmal etwas ganz Merkwürdiges passiert! Ich arbeitete als Vermessungsingenieur. Ihr wisst es wahrscheinlich, das sind die Männer mit den langen Stangen und den Ferngläsern auf drei Beinen. Wir mussten ein großes, schlammiges Feld vermessen. Eine Straße sollte dort gebaut werden. Es regnete in Strömen, so wie heute, und nach kurzer Zeit waren meine Kollegen und ich über und über mit Schlamm bedeckt. Gegen Mittag begann auch noch mein Magen zu knurren. Ich blickte auf meine neue goldene Armbanduhr, ach, das gute Stück, und rief ,Pause, Essenszeit'. Wir waren alle froh und kehrten in ein Gasthaus ganz in der Nähe ein. Aber so schmutzig, wie wir waren, konnten wir nicht essen. Also gingen wir erst einmal unsere Hände waschen. Der Dreck reichte bis zu den Ellbogen. Damals waren unsere Uhren noch nicht wasserdicht, so wie heute! Ich musste also meine Uhr abstreifen, und dann schrubbte ich mich gründlich. Zurück im Gastraum wurde schon das Essen serviert. Ah, nach so viel Arbeit hatten wir riesengroßen Appetit. Ob die Pause wohl noch für einen Nachtisch reichte? Ich sah auf meine Uhr. Aber o Schreck! Die Uhr war weg!

Schnell rannte ich zu den Waschbecken und suchte. Nichts, keine Uhr! Ich durchsuchte alle meine Taschen, sah auf dem Boden nach, nichts! Ich ging zurück zu den anderen und fragte sie. Aber keiner hatte meine Uhr gefunden. Auch die Wirtsleute halfen nun beim Suchen, aber vergebens, keine Uhr zu sehen.

Ich war traurig, denn ich hing sehr an dieser Uhr. Sie war nicht nur golden, ich hatte sie außerdem von meinem ersten selbst verdienten Geld gekauft. Der Nachtisch wurde serviert, frisch gebackene Berliner. Nachdenklich biss ich in einen hinein, und was meint ihr wohl, was darin war?"

Opa machte eine bedeutungsvolle Pause.

Alle riefen durcheinander: „Die Uhr, die Uhr, deine Uhr!"

„Nein", erwiderte Opa lachend. „Marmelade!" Da hatte er uns aber gut reingelegt!

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